
Komma vor oder, wenn du es als Konjunktion verwendest
In meinem Artikel zur Kommasetzung vor und habe ich es bereits erläutert: Im Normalfall verbindet oder als Konjunktion Sätze oder Satzteile, ohne dass ein Komma gesetzt wird. Du kannst zum Beispiel schreiben: Ich gehe ins Schwimmbad oder ins Kino. Frag doch Elias oder Leon.
Das gilt auch für zwei Nebensätze oder Infinitivgruppen mit zu, die sich auf den Hauptsatz beziehen. Wenn du an einen Nebensatz an einen Hauptsatz anschließt und ein zweiter Nebensatz hinzukommt, dann können beide Nebensätze mit oder verbunden werden. Sie müssen sich nur in gleicher Weise auf den Hauptsatz beziehen. Als Beispiel für so eine Konstruktion kann man den folgenden Satz schreiben: Er beauftragte ein Lektorat, weil er Angst vor Fehlern hatte oder [weil] es ihm jemand geraten hatte.
Mit Infinitvgruppen funktioniert es ganz genau so. Ein Beispiel für so eine Infinitivgruppe: Ich habe Kopfschmerzen, weil ich zu früh aufgestanden bin oder weil ich Migräne kriege. Ich gehe auf die Messe, um mir neue Dinge anzuschauen oder um Leute kennenzulernen. Ein weitere Konjunktion, die Sätze so verbindet ist übrigens beziehungsweise.
Wenn zwei Hauptsätze durch die Konjunktion oder verbunden sind, dann ist es möglich, ein Komma zu setzen. Das Ganze ist aber nicht verpflichtend. Ein Hauptsatz erkennst du daran, dass er für sich allein stehen kann: Ich gehe ins Schwimmbad, oder ich gehe ins Kino. Ich fahre Fahrrad mit Leon oder ich gehe schwimmen mit Elias. Falls du mehr über Hauptsätze und Nebensätze erfahren willst, empfehle ich dir meinen zu Haupt- und Nebensätzen.

Komma, wenn oder am Ende des Satzes steht
Anders sieht es aus, wenn oder am Ende des Satzes steht. Hierbei handelt es sich umgangssprachlich um eine Aufforderung, dem Gesagten zuzustimmen. Wenn dein Gegenüber also fragt: „Grammatik ist doch das Beste, oder?“, dann solltest du nach Möglichkeit nicht sagen: „Nee, Grammatik ist furchtbar“. Aber wenn es dir damit so geht, dann hilft natürlich alles nichts. Was das Komma angeht: Das setzt du in diesem Fall immer vor dem am Ende das Satzes stehenden oder.
Ein Komma, das nichts mit oder zu tun hat
Es gibt auch einen Fall, in dem ein Komma aus ganz anderen Gründen vor oder steht. Es geht dabei um eine in Klammern eingeschlossene Apposition. Moment, Apo-was?

Apposition. Das Wort hat nichts mit Position oder Adipositas zu tun, sondern ist eine nähere Bestimmung des Gesagten: Lukas, der Typ aus der Parallelklasse, ist total verliebt in mich. Die Apposition ist hier das, was in Klammern steht, und etwas über Lukas aussagt. Der ganze Trick ist dabei, dass eine Apposition in Klammern eingeschlossen wird und dann vor oder steht. Ich muss mich entscheiden: Entweder gehe ich mit Lukas, dem Typ aus der Parallelklasse, oder mit Justin.
Kein Komma wird bei Aufzählungen gesetzt
Aufzählungen können Konjunktionen wie „oder“ enthalten. Dabei gilt folgende Regel: Werden gleichrangige Wörter aufgezählt, wird kein Komma vor „oder“ gesetzt. Du musst beim Schreiben nur überlegen, welche Wortarten die Aufzählungen enthalten. Nehmen wir als Beispiel einen Hauptsatz mit drei Substantiven: Ein guter Text braucht ein Lektorat, ein Korrektorat und viel Liebe.
In diesem Fall darfst du vor „oder“ kein Komma setzen.
Spickzettel
- Kein Komma steht vor oder, wenn es zwei gleichrangige Nebensätze oder Infinitivgruppen mit einem Hauptsatz verbindet. Ich bin total müde, weil ich schlecht geschlafen habe oder weil ich zu spät ins Bett gegangen bin. Ich rufe an, um das Problem zu lösen oder wenigstens um mein Anliegen zu schildern.
- Ein Komma kannst du setzen, wenn zwei Hauptsätze durch oder verbunden werden. Ich lese hier weiter[,] oder ich zocke einfach noch ne Runde.
- Ein Komma steht, wenn das Wort oder am Ende des Satzes gebraucht wird, um Bestätigung einzufordern, und auch wenn eine in Kommas eingeschlossene Apposition vorausgeht. Das war einfach, oder? Paul, der Schülersprecher, oder Henry soll dort anrufen.
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