Ein Komma vor „und“ kann zwischen zwei Hauptsätzen stehen
Überlegen wir zunächst einmal ganz kurz, um was für ein Wort es sich bei und handelt. Wörter wie und, oder etc. sind Konjunktionen, also verbindende Wörter. Konjunktionen sorgen dafür, dass Sätze oder Satzteile zusammengehören. Das tun sie, indem sie sich einfach zwischen beide Teile schieben. So einfach, so klar.

Also, ich nehme zwei Satzteile und verbinde sie mit und. Ich schreibe meine Arbeit und brauche ein Lektorat. Was ich auch verbinden kann, sind Hauptsätze; also Sätze, die für sich stehen können und beide ein Subjekt haben. Zum Beispiel: Ich schreibe meine Arbeit, ist ein solcher Hauptsatz. Hingegen ist brauche ein Lektorat kein ganzer Satz.
Wenn zwei Hauptsätze über eine Konjunktion wie und verbunden werden, dann kann ein Komma gesetzt werden. Du musst es nicht setzen, ist aber möglich: Ich schreibe meine Arbeit, und ich brauche ein Lektorat. Sinnvoll ist ein solches Komma, wenn es sonst zu Missverständnissen beim Lesen kommen könnte. Ich gehe zu Onkel Horst[,] und Tante Marianne ist in dieser Zeit auf Kur. Denn in diesem Satz könnte man zuerst lesen, dass du zu Onkel Horst und Tante Marianne gehst, obwohl deine Tante ja auf Kur ist. Das Komma verhindert hier Konfusion.
Bei gleichrangigen Nebensätzen wird kein Komma vor „und“ gesetzt
Im nächsten Fall schauen wir uns an, was passiert, wenn ein Haupt- und ein Nebensatz verbunden werden. Onkel Horst sah, dass ich kam und [dass] ich Kuchen mitgebracht hatte. Das Komma vor dass ist der Grenzstein zwischen dem Hauptsatz und den Nebensätzen. Wenn du dich fragst, was ein Nebensatz ist: Nebensätze erkennt man daran, dass am Ende ein finites Verb steht. Ein finites Verb ist nach Person und Zahl bestimmt. Häufig werden Nebensätze über unterordnende Konjunktionen (dass, als), Interrogativpronomen (was, wer, wann) oder über Relativpronomen wie der, die, das, welcher an Hauptsätze angebunden.

Ein Beispiel dafür: Das ist der Kuchen, den ich liebe. Hier siehst du beide Eigenschaften erfüllt; es gibt ein Relativpronomen und das gebeugte Verb am Ende – „ich liebe“.
Unser Beispiel mit Onkel Horst und dem Kuchen hat einen Hauptsatz mit Subjekt – „Onkel Horst sah“ – und zwei Nebensätze, die sich beide in gleicher Weise auf den Hauptsatz beziehen. Er sah, dass XY und [er sah] dass XY. Deswegen steht hier kein Komma vor und.
Ein Komma vor „und“ steht bei einem eingeschobenen Nebensatz
Onkel Horst sah, dass ich kam, und ging hinein. Schade eigentlich, dass Onkel Horst mich nicht sehen will. Abgesehen davon fällt dir sicher auf, dass nun ein Komma vor und steht. Das liegt daran, dass der anfangs begonnene Satz bei diesem Beispiel weitergeführt wird, im Sinne von: Onkel Horst sah etwas und ging hinein.
Hier kommen noch zwei Beispiele für Nebensätze:
Onkel Horst sah, dass ich kam und den Kuchen, den ich auf meiner Hand balancierte, ins Gras fallen ließ.
Onkel Horst sah, dass ich kam und ich, der ich den Kuchen auf der Hand balancierte, stürzte unglücklich über einen Stein.
Was denkst du? Sind alle Kommas korrekt oder könnte irgendwo noch ein optionales Komma stehen?

Ja, alle Kommas sind korrekt gesetzt. Und richtig, im zweiten Satz kann ein optionales Komma vor und stehen, weil es sich um zwei miteinander verbundene Hauptsätze handelt.
Bei Aufzählungen wird kein Komma vor „und“ gesetzt
Aufzählungen können Konjunktionen wie „und“ enthalten. Dabei gilt folgende Regel: Werden gleichrangige Wörter aufgezählt, wird kein Komma vor „und“ gesetzt. Du musst also nur überlegen, welche Wortarten die Aufzählungen enthalten. Nehmen wir als Beispiel drei Substantive: Ein guter Text braucht ein Lektorat, ein Korrektorat und viel Liebe.
Du siehst, in diesem Fall wird vor „und“ kein Komma gesetzt.
Ich hoffe, du hast die Regeln zur Kommasetzung vor und verstanden. Alle Inhalte dieses Artikel findest du nun noch einmal zusammengefasst auf dem „Spickzettel“.
Übungen zum Komma vor und
Wenn du Aufgaben oder Beispiele suchst, kannst du an dieser Stelle Übungen aufklappen, um dein Wissen über die Kommaregeln gratis mit einem Quiz zu testen.
Quiz zum Komma vor und: Übungen hier aufklappen
Spickzettel – Regeln zur Kommasetzung
- Werden Hauptsätze miteinander durch die Konjunktion und verbunden, musst du kein Komma setzen. Es ist aber erlaubt. Beispiel: Der Nachmittag war schwül[,] und am Abend gab es ein Gewitter.
- Kein Komma steht, wenn zwei gleichrangige Nebensätze mit der Konjunktion und an einen Hauptsatz angeknüpft sind. Beispiel: Er berichtete mir, dass der Nachmittag schwül gewesen sei und [dass] es am Abend ein Gewitter gegeben habe.
- Du musst ein Komma vor und bei einem eingeschobenen Nebensatz setzen. Denn in diesem Fall geht der übergeordnete Satz weiter. Beispiel: Ich schaltete die Klimaanlage ein, weil es schwül war, und wartete auf die Abkühlung.
- Und als letzte Regel: Werden in Aufzählungen gleichrangige Wörter miteinander verbunden, darfst du kein Komma vor „und“ setzen.